Wie bringt man Ruhe in den Hund?

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Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon Gast » Di 10. Okt 2017, 18:44

Hallo Jagdhundehalter-Forum
erstmal prima, dass man Fragen stellen darf, ohne sich vollständig registrieren zu müssen.
Meine Frage betrifft nicht eigene Hunde, sondern den einer Freundin, der leider die Junghundegruppe weggebrochen ist und eine kompetente Ausbilderin in unserer Ecke fällt derzeit krankheitshalber auch aus.
Hund: DK, 9 Monate, wird jagdlich ausgebildet.
Frauchen: Nicht unerfahren mit DK und jagdlicher Ausbildung, aber jeder Hund ist anders und hat andere Baustellen. :pfeifen:
Problem: Die junge, noch ziemlich kasperige Hündin jiffelt unentwegt, ist sie an der Leine und sieht andere Hunde, bleibt dann auch nur mühsam sitzen, wenn überhaupt.
Hie und da gelingt es, mal mit mit meinen um die DK herumzugehen, ohne dass Gejiffel an der Leine ist, aber die kennen sich eben gut und die meinen ignorieren Gejiffel oder gar Aufspringen..Bei anderen Hunden ist das Theater wieder da.
Führig und auf Kontakt bedacht im Freilauf ist sie, schon ganz o.k. im Gehorsam, aber irgendwie ein "kindliches Daddeltier".
Wäre nett, wenn ich von der Kompetenz dieses Forum profitieren könnte, bzw. die weitergeben kann, die Baustelle hatte ich ich nämlich noch nicht bei eigenen Hunden.
Vielleicht hilft das auch, Ruhe in den Menschen zu bringen, wenn wir ab zu im Revier gemeinsam üben.
Danke schonmal im Voraus!
Gast
 

Re: Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon Katharina » Di 10. Okt 2017, 19:30

Sehr "beliebt" dieses Verhalten in den letzten Jahren bei DK. Ist unter Wesensmangel, zuchtauswahlbedingt, zu vernorden. Ich kenne fast nur noch solche überdrehten Hippel, die permanent vor sich hin quietschen. Ich hab noch keinen Hundeführer kennen gelernt, der das ernsthaft in den Griff bekommen hat. Egal mit was.
Zuviel Duracell im Hintern ist halt selten förderlich.
Ohropax und der Halterin eine gewisse geräuschtechnische Abhärtung. Andere Lösungen gibt's da leider nicht.
Katharina
 

Re: Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon Kleine Sonne » Di 10. Okt 2017, 19:42

Ich kenne einen Terrier mit einem ähnlichen Problem. Der Halter hat es mit äußerster Konsequenz und durchaus auch Härte geschafft, dass der Hund zumindest einigermaßen leise jiffelt, aber generell ist das auch ein Hund, der zum waidlauten Gekläffe beim Stöbern neigt, das kriegt man sicher nicht ganz raus.

LG, Julia
Ein Zentimeter Hund ist mir lieber als ein Kilometer Stammbaum.
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Re: Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon naijra » Di 10. Okt 2017, 21:29

Ruhe in einen etwas nervenschwachen Hund bringt man nachhaltig nur, in dem man ein dem Hund angepasstes ruhiges Programm mit möglichst immer gleichen Abläufen fährt. Mit viel eigener Ruhe und Gelassenheit. Und jegliche aufregende Beschäftigungen erst mal nur extrem dosiert verwendet, bis der Hund eben die Ruhe gelernt hat.

Ich finde es interessant, dass die Halter von zur arbeit vorgesehenen AL-Border Collies im 1. Jahr sozusagen nichts machen mit dem Hund. Ausser Ruhe lernen und elementaren Alltagsregeln. Schafe lernen sie kennen, aber einfach nur so, es erfolgt noch keine Ausbildung.

Nun sind AL-BC wirklich nicht die nervenstärksten Hunde, neigen extrem zu Zwangshandlungen und stressbedingtem Hyperaktivismus. Bei den meisten anderen Rassen sind nicht ganz so extreme Massnahmen notwendig, und es lässt sich eine Balance finden zwischen Ruhe und vorsichtigem Heranführen an künftige Aufgaben. Aber es kann nicht schaden, sich das (durchaus erfolgreiche) Prinzip immer wieder ins Gedächnis zu rufen, und nach Stressoren im Alltag Ausschau zu halten.

Ich habe einen Hund, der grenzwertig war mit Hibbeligkeit, Übersprungverhalten, Stressbellen..... Er ist ein toller Hund geworden, aber leider habe ich auch viele Fehler gemacht bei ihm. Weil ich wiederholt auf Leute gehört habe, die meinten, ich müsse mich mit Härte durchsetzen. Sprich, ich solle beim Dampfkochtopf den Deckel extra festklampen, und das Ventil verstopfen, damit Ruhe ist. Vielleicht kann man in seltenen Fällen damit Lautäusserungen unterbinden, aber den Überdruck im Innern kriegt man so nicht weg, und somit ist auch keine Ruhe.

Ruhe kann man nicht erzwingen, nur Bewegungslosigkeit - aber das ist keine Ruhe, die muss nämlich von innen kommen. Und manche Hunde tun sich da genetisch bedingt schwerer als andere, vertragen nicht viel Programm und Stress. Macht nix, wenn sie dafür eine innere Balance zwischen Action und Ruhe erlangt haben, holen sie das Versäumte schnell nach. smile

Mit DK habe ich keine Erfahrung, kenne die rassespezifischen Probleme nicht. Aber ganz generell lässt sich sagen, dass für Hibbel-Stresskekse die moderne Maxime früher-höher-weiter-schneller pures Gift ist. Entschleunigung heisst das Gegengift, was aber nicht bedeutet, dass der Hund nur noch rumliegen soll. es gilt, das richtige mass zu finden, weniger ist oft mehr.
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Re: Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon Katharina » Mi 11. Okt 2017, 05:19

Was man noch sagen muss: den 9 monatigen Hund ablegen und erwarten, dass er bereits liegen bleibt, wenn man mit einem anderen Hund drumrum läuft, das ist viel zu früh!
Das beginnt man mit Hunden, die etwa ein Jahr alt sind.
Einen solchen Genetikhippel auch noch zu überfordern bringt im günstigsten Fall zumindest nur nix. Oder geht nach hinten los. Mit übermässiger Härte wäre ich auch vorsichtig. Gleiches Problem wie vor.
Jugendsuche hat der Hund schon?
Katharina
 

Re: Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon Eminenz&Zigge » Mi 11. Okt 2017, 12:42

Ich weißt nicht in wie weit man meine Erfahrungen vergleichen kann.
Ich hatte eine total durchgeknallte BrFr aus dem Tierschutz, die sämtlichen üblichen Korrekturen an sich abprallen lies.
Dem Hund war nur mit Übertragung meiner Ruhe beizukommen.
Genieße dein Leben ständig, denn du bist länger tot als lebendig.
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Re: Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon datico » Mi 11. Okt 2017, 13:07

Die Erfahrung mit meinem DK:
Zusätzlich zum bereits erwähnten Ruhe üben im täglichen Leben sollte man frühzeitig den DK behutsam, aber konsequent in seinen Anlagen bzw. seiner Bestimmung entsprechend fördern und auch fordern. Ganz wichtig Kopfarbeit, viel Struktur, Konzentration, ein souveräner und gelassener HF, kurze aber sinnvoll aufgebaute Übungen und möglichst wenig Überforderung durch Situationen wie das beschriebene Umlaufen mit anderen Hunden. Sie wollen arbeiten und tun dies (und alles andere) mit (manchmal zu) großer Begeisterung.
Meine Cora kam recht nervig zu uns, immer unter Strom - wobei sie aber kein Gejiffe zeigte, höchstens leises Gewinsel. Je "wichtiger" ihr die Arbeit als Bringsler in der Rettungshundearbeit war, desto mehr konnte sie außerhalb entspannen. Je anspruchsvoller die Arbeit ist, desto stolzer und zufriedener ist sie mit sich und der Welt.

LG
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Re: Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon Brimborium » Mi 11. Okt 2017, 13:22

Gast hat geschrieben: Ruhe in den Menschen zu bringen


Das zuallererst, auch wenn man innerlich kocht.
Wie schon geschrieben, den Hund arbeiten lassen. Aber nie aus der Aufregung heraus, sondern erst wenn er sich runtergefahren hat.
Zum "zu jungen" Alter:
Da habe ich andere Erfahrungen gemacht.
Im Junghundekurs (Hunde waren zw 6 und 9 Monate alt und fast alle Vorsteherrassen dabei), war es durchaus möglich sie nebeneinander abzulegen. NATÜRLICH springt mal der ein oder andere auf. Meiner auch. Und nicht selten. :pfeifen:
Nach ein paar Übungseinheiten, blieb auch dieser liegen.
Die Hunde erstmal nicht zu nah nebeneinander legen, Leine dran lassen und lose über den Rücken des Hundes. Führer daneben, dann Führer weg, dann näher nebeneinander. Zeitmäßig zu Anfang nicht zu sehr ausreizen. Später kann man auch einen Becher Kaffe und eine Zigarette....
Wer aufsteht, wird emotionslos zurückgebracht. Immer.
Ja, ist nervig und peinlich und zeitraubend.
Aber wird schon.
Wichtig ist nur: Bespassung erst, wenn der Hund zuvor entspannt war.
Die Nacht in der das Fürchten wohnt,hat auch die Sterne und den Mond.
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Re: Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon mictro » Mi 11. Okt 2017, 13:31

Katharina hat geschrieben:Was man noch sagen muss: den 9 monatigen Hund ablegen und erwarten, dass er bereits liegen bleibt, wenn man mit einem anderen Hund drumrum läuft, das ist viel zu früh!
Das beginnt man mit Hunden, die etwa ein Jahr alt sind.
Einen solchen Genetikhippel auch noch zu überfordern bringt im günstigsten Fall zumindest nur nix. Oder geht nach hinten los. Mit übermässiger Härte wäre ich auch vorsichtig. Gleiches Problem wie vor.
Jugendsuche hat der Hund schon?


Würde ich nicht vom alter abhängig machen. Eher von einer gewissen notwendigkeit und den fähigkeiten des hundes. Überfordern ist offensichtlich falsch, den hund regelmässig an die grenzen bringen vielleicht nicht.

Eminenz&Zigge hat geschrieben:Ich weißt nicht in wie weit man meine Erfahrungen vergleichen kann.
Ich hatte eine total durchgeknallte BrFr aus dem Tierschutz, die sämtlichen üblichen Korrekturen an sich abprallen lies.
Dem Hund war nur mit Übertragung meiner Ruhe beizukommen.


Wie korrigiert man sowas (auch wenn es nicht geklappt hat)? Ernsthafte frage. 3 pflegis der letzten zeit hatten durchaus das problem. Das mit der übertragung der ruhe ist sicher kein kleiner und unwichtiger teil; den kann man aber irgendwie nur schwer ausführen. Sobald der hund hochgefahren ist pause. So hab ich das damals bei dem vizsla gemacht und das hat sehr gut geklappt - nicht nur im training.
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Re: Wie bringt man Ruhe in den Hund?

Beitragvon wurzel » Mi 11. Okt 2017, 13:48

Konsequenz und Geduld und Gespür, wann eine Auszeit nötig ist.

Mein aktueller Hibbel wird auch durch die Anwesenheit anderer Hunde getriggert. Dann wird separiert und ignoriert, bis er runtergefahren ist, und danach ein neuer Anlauf genommen.

Das Hauptproblem dabei war und ist, daß der Hund in hochgefahrenem Zustand nicht lernen kann. Damit können Befehle gar nicht erst umgesetzt und zur Gewohnheit werden. Die Lösung war: Einzeltraining, bis die Situation ohne viel Gehibbel bewältigt wird, und dann erst wieder andere Hunde dosiert dazu nehmen. Das ist auch eine Auslöschungsaktion, gewissermaßen. Die Trigger gehen ins Leere, denn dem Signal "andere Hunde" folgt - nix.

Parallel Impulskontrolle üben. Das ist ganz wichtig, denn die wird nur durch Übung besser, auch bei Hibbels. Je früher man damit anfängt, desto besser.
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