Jagen als Uebersprungsverhalten

Die Besprechung ist beendet ;0)

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Beitragvon sima » Mi 13. Jul 2005, 09:43

Catja und Deine anderen Hunde? Orientieren sich ängstliche Hunde nicht an der Ausgeglichenheit der anderen.(Claudia, wie wars bei Euch?)

Ist das eher als autistisches Verhalten zu bewerten, ich meine dabei die Aufnahme und Verarbeitung von Umwelteinflüssen. Ist das uberschnappen ein abreagieren, so ein entladen von überflussigem Ballast.
Oder ist es hyperaktiv und kann ev. durch Regeln und Medikamente (homio)
auf eine ruhigere Ebene gebracht werden?

Was ist mit diesem Körperband gemeint?

Das Bild ist schön
sima
 

Beitragvon külwalda » Mi 13. Jul 2005, 10:35

sima hat geschrieben:Orientieren sich ängstliche Hunde nicht an der Ausgeglichenheit der anderen.


Kann ich nicht viel zu sagen, da es bei uns ja NUR Tolo gab und der häufig anwesende Teufel zu der Anfangszeit so viele Probleme hatte und so durchgeknallt war, dass er keine Hilfe für Tolo bedeutete; ausserdem hat sich Tolo von vorneherein an uns orientiert, waren wir gelassen versuchte er es uns gleichzutun...auch in der HuSchu interessierte ihn das Verhalten der anderen Hunde weniger; nur von Justy(3jähriger Rüde), dem Tierheimhusky, den wir regelmässig mit auf Gassirunde nahmen, war er bereit zu lernen (war aber auch der einzige Hund, den er wirklich liebte und vor allem respektierte)...

sima hat geschrieben:Ist das uberschnappen ein abreagieren, so ein entladen von überflussigem Ballast.


Ich kenne Übersprungshandlungen nur von Teufel, der immer plötzlich zuschnappte oder auf einmal völlig unmotiviert aufritt oder jeden grossen Rüden unvorbereitet angriff; draussen an der Leine war er dagegen nicht ansprechbar... Mir kam es immer wie Entladungen, wie möglichst schneller Stressabbau vor, wie fremdgesteuert... sicher mögen Bachblüten o.ä. eventuell wirken, aber ich glaube es sind vor allem auch einstudierte Gewohnheitsreaktionen des Hundes, die man letztendlich nur durch Ursachenbekämpfung in den Griff bekommt- wo kein Grund, da keine Reaktion und ich persönlich bin kein Freund von Medikamenten oder vorschneller Kastration etc.
külwalda
 

Beitragvon Sabine » Mi 13. Jul 2005, 11:21

Hallo Claudia.
Hier weichst Du etwas vom Thema ab.
Wir befinden uns hier im Bereich "Jagen als Übersprungshandlung".
Um die Übersichtlichkeit zu wahren und insbesondere die Buchbesprechung zum Zuge kommen zu lassen bitte nur Beiträge zum Thema. :wink
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Beitragvon ray » Mi 13. Jul 2005, 13:14

sima hat geschrieben:Catja und Deine anderen Hunde? Orientieren sich ängstliche Hunde nicht an der Ausgeglichenheit der anderen.

Hi Silke,
Sam ist ja schon sehr alt und dadurch draussen nicht ueberall mehr mit dabei. Bowie ist zu jung, die puschen sich eher gegenseitig auf, an anderen Hunden orientiert Man Ray sich nicht, im Gegentei, dann geht das Jagen erst richtig los, wirkt wie eine Flucht VOR den anderen Hunden.

Ist das eher als autistisches Verhalten zu bewerten, ich meine dabei die Aufnahme und Verarbeitung von Umwelteinflüssen. Ist das uberschnappen ein abreagieren, so ein entladen von überflussigem Ballast.
Oder ist es hyperaktiv und kann ev. durch Regeln und Medikamente
auf eine ruhigere Ebene gebracht werden?

Es wirkt autistisch, aber da ich mich medizinisch/psychologisch nicht so auskenne, weiss ich nicht, ob das so ist, wie es scheint.
Es sieht eigentlich nicht nach Entladen von Spannung aus, sondern nach *Ausklinken/Flucht*. Spannungsabbau koennte man ja -theoretisch unprofessionell gedacht- auch mit Laufen bewirken, das bewirkt aber genau das Gegenteil, dann ist er mental voellig weg. Er rennt sich dann sozusagen in Rage. Ich tendiere da auch eher zu Pias/Arianes Meinung, dass Begrenzung dem eher entgegen wirkt.
Zusaetzlich bekommt Man Ray auch seit ca. 3 Monaten eine Bachbluetentherapie und ich bin von seinen Fortschritten seitdem begeistert, aber ich habe ja gleichzeitig auch anders gearbeitet und den Aspekt, dass ICH auf die Bachblueten hoffe, darf man ja auch nicht ausser Acht lassen. Ich sehe das aber nur als Unterstuetzung, dem Jagen als Flucht vor zuviel Umweltinput kommt man sicher nicht allein mit Bachblueten bei.

Was ist mit diesem Körperband gemeint?

Das ist im Tellington Training eine Bandage (wie ne elastische Binde), die in bestimmter Weise um den Koerper des Hundes gewickelt wird, um ihm dadurch mehr Halt und Sicherheit zu geben.

Ach, mein *Porzellanpueppchen* ist das wirklich alles wert, ihr glaubt nicht, was ich durch diesen Hund schon alles gelernt habe (und hoffentlich noch lernen werde).
Hatte sogar schon ueberlegt, im naechsten Jahr eine Hundetrainerausbildung bei/nach Sheila Harper zu machen. Aber das schaffe ich zeitlich nicht, hab ja noch mehr Viechers zu versorgen.

Vielleicht kann ich ja mal bei Pia in Essen vorbeischauen (Pia?).
Geht natuerlich nur im Einzeltraining, logo. Machst du sowas, Pia?
Catja mit Man Ray und Bowie
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Der seelenloseste Garten muss nur verwildern, um sich zu beseelen.
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Beitragvon PiaGM » Mi 13. Jul 2005, 17:29

Hallo Catja,

Vielleicht kann ich ja mal bei Pia in Essen vorbeischauen (Pia?).
Geht natuerlich nur im Einzeltraining, logo. Machst du sowas, Pia?


ich würde mich natürlich freuen, Dich und Man Ray mal kennen zu lernen!
Ja, wir bieten Einzeltraining an. Schau einfach mal auf der Homepage (links bei den Bannern :wink ) vorbei. Da stehen im Prinzip alle Infos drauf. Wenn Du konkreten Praxis-Bedarf hast, melde Dich einfach!

Viele Grüße,
Pia
PiaGM
 

Beitragvon Ariane Ullrich » Do 14. Jul 2005, 08:44

Hallo Catja,

ich habe momentan auch einen Briard Rüden im Training (allerdings kein Jagdproblem), der ebenfalls bei Stress sofort wegläuft. Er kam in den ersten Stunden mit einem Katzenbuckel, das hab ich bei Hunden noch nicht gesehen. Den Schwanz sah man nicht, der Rücken wirklich rund nach oben gebogen und ein Häuflein Elend, wenn ihm jemand zu nahe kam. Zum Glück jedoch nicht (noch nicht?) aggressiv, um sich zu wehren.

Der wichtigste Punkt ist hier, dass der Hund lernt, dass sein Halter, die Situation für ihn löst. Er muss sich also verstanden fühlen, um Sicherheit zu finden und alle anderen Strategien sein zu lassen zugunsten der Kontaktaufnahme zu Halter.

Das ist für den Halter ein Knochenjob, weil der natürlich immer aufpassen muss, wie sein hund sich gerade fühlt, damit dieser wirklich merkt, dass er ernst genommen wird. Das heisst nicht, dass er in seiner Angst unterstütz wird, sondern nur, dass Frauchen/Herrchen ihn beschützt.

Bei diesem Hund haben wir einen Clickerkurs angefangen, Bodenarbeit gemacht und allgemeine Verhaltensregeln aufgestellt. Beim Clickerkurs blühte er richtig auf. der Schwanz kam zum Vorschein, er touchte fremde (!) Personen und war so stolz auf sich :o)

Bodenarbeit war für das Körpergefühl ein wichtiger Faktor. Wir haben Hindernisse gelegt und einen Irrgarten gebaut, ihn mit zwei Leinen geführt und ihn mit der gerte abgestrichen.
Genauso das abendliche Massieren, also festes Streichen des gesamten Körpers (Beine, Rücken, Bauch, Schwanz) hilft, dem Hund ein Gefühl für seinen Körper zu bekommen.
Ein eng sitzendes Geschirr gibt auch ein Körpergefühl und hat einen ähnlichen Effekt wie das Körperband. Man kann es auch mal einfach mit einem Schal oder einem T-Shirt probieren.
Ich bin ja da eher pragmatisch, es muss nicht DAS Körperband sein und es muss nicht unbedingt nach Anleitung umgelegt werden. Es geht um die Berührung und um das Umschließen.

Im übrigen würde ich nicht denken, dass es als Belohnung zu verstehen ist. Er soll ja nicht das Angstverhalten häufiger zeigen.

Ich kenne euch nicht und weiß daher nicht, was ihr genau schon macht, aber ich denke, das in solchen Fällen das Generalisieren eine wichtige Rolle spielt. Sicherheit aufbauen zuhause, die Übungen langsam in den Garten übertragen, belohnen mit gutem Futter (eventuell sein Futter nur noch so verfüttern) und langsam auf die Umwelt ausdehnen. Möglichst keine Fehler machen lassen, sondern die Schritte so klein halten, dass er es kann. Solange es draussen noch nicht klappt, wird auch nichts abgefragt oder sogar erzwungen, sondern er wird geschützt und mit worten gelobt.

Wenn er draussen Futter nimmt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass er weniger gestresst ist.

vielleicht ist was für euch dabei?

viele Grüße
ariane
Ariane Ullrich
 

Beitragvon ray » Do 14. Jul 2005, 10:22

Hallo Ariane,

Vielen Dank fuer die ausfuehrliche Antwort.
Da ist ne Menge fuer uns dabei und ich habe (erfreulicherweise) bisher auch schon einiges so etabliert.

Den Schwanz sah man nicht, der Rücken wirklich rund nach oben gebogen und ein Häuflein Elend, wenn ihm jemand zu nahe kam. Zum Glück jedoch nicht (noch nicht?) aggressiv, um sich zu wehren.

Ja, das kenne ich, aber sooo schlimm ist es bei Man Ray nur bei vielen anderen Hunden. Nie bei Menschen. Und er besschwichtigt auch nur wie ein Weltmeister, der wehrt sich sicher nicht.
Kontakte mit EINEM fremden Hund, wenn der nicht so aufdringlich und wuest ist, sind okay.
Der wichtigste Punkt ist hier, dass der Hund lernt, dass sein Halter, die Situation für ihn löst. Er muss sich also verstanden fühlen, um Sicherheit zu finden und alle anderen Strategien sein zu lassen zugunsten der Kontaktaufnahme zu Halter.

Das habe ich irgendwann auch kapiert, bei Hundekontakt am Anfang aber leider nicht realisiert und so erstmal versaubeutelt. Gott sei Dank habe ich es dann doch noch frueh genug gemerkt und umgestellt und nun ist das schon wieder viel besser. Er sucht mittlerweile (nach einem Jahr) in solchen Situationen von selbst den Blickkontakt und ich halte dann den Abstand oder fuehre ihn raus aus der Situation, oder halte ihn, wenn es nicht geht (Autos mit Anhaenger). Das klappt super.

Das ist für den Halter ein Knochenjob, weil der natürlich immer aufpassen muss, wie sein hund sich gerade fühlt, damit dieser wirklich merkt, dass er ernst genommen wird.

Ja, das kann ich nur unterschreiben, das ist es. Erst als ich mich permanent zu 100 Prozent darauf konzentriert habe, wie er sich gerade fuehlt und darauf reagiert habe, ist es schlagartig besser geworden.

.. der Schwanz kam zum Vorschein, er touchte fremde (!) Personen und war so stolz auf sich :o)

Das kann ich gerade auch beobachten, unglaublich, wie lang sein koupiertes Stuemmelchen doch noch werden konnte.

Es geht um die Berührung und um das Umschließen.
Im übrigen würde ich nicht denken, dass es als Belohnung zu verstehen ist. Er soll ja nicht das Angstverhalten häufiger zeigen.


Hab ich geschrieben, dass ich das als Belohnung benutze??? Ach, das bezieht sich glaub ich auf Simas Posting. Nee, als Belohnung benutze ich das nicht.

Wenn er draussen Futter nimmt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass er weniger gestresst ist.


Jaaa, soweit sind wir mittlerweile in manchen Situationen und ich bin so gluecklich darueber.

Und nochwas: Eventuell ist jetzt der Eindruck entstanden, dass ich glaube, dass Man Ray nicht mehr jagen wird, sobald er mehr Selbstsicherheit hat. Dem ist natuerlich nicht so. Aber mein Problem war ja, dass ich mit all den schoenen Vorschlaegen und Anleitungen zum Umkonditionieren etc. gar nicht ausserhalb des Gartens beginnen konnte, weil er in seinem Stress ueberhaupt nicht mehr ansprechbar oder haendelbar war (auch da, wo ueberhaupt kein Wild ist). Wenn er ruhiger und gelassener ist, kann ich aber wenigstens mit ihm an all den anderen Dingen arbeiten.

Und ich glaube, auf diesen Punkt steuern wir so langsam endlich zu. Dann kommt aber auch wieder die SL raus - tut mir leid, Silke, aber ich sehe da erstmal keine andere Moeglichkeit fuer ein gezieltes Training. Mittlerweile habe ich sogar die Hoffnung, dass es vielleicht nur uebergangsweise sein wird. Aber da reden wir wohl ueber einen Zeitraum von Jahren.

Hat echt niemand sonst ein aehnliches Problem? Oder ist das so schwer zu erkennen (habe mich ja auch schwer getan).
Was ist denn mit all denen, die von Schilddruese etc. gesprchen haben?
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